Nachdem ich neulich von unserem Babboe berichtet habe, möchte ich heute nochmal kurz etwas allgemeiner über ein Leben ohne Auto und Lastenfahrräder schreiben – und die Fragen beantworten, die ihr mir gestellt habt.
Hier in Deutschland wird man angeguckt wie ein bunter Hund, wenn man seine Kinder mit dem Lastenfahrrad transportiert. Neulich ist ein Autofahrer über rot gefahren, weil er seinen Blick durchs Seitenfenster nicht von uns abwenden konnte…
…in den Niederlanden oder in Dänemark hingegen sind Lastenfahrräder genau so selbstverständlich, wie bei uns die omnipräsenten Kinder- Fahrradanhänger. Für Leute die, wir wir, ohne Auto auskommen wollen, macht so ein Lastenrad ja auch durchaus Sinn, weil man damit transportmäßig flexibler ist und nicht nur Kinder, sondern auch große Einkäufe, sperrige Dinge, Möbel, Umzugskisten etc. transportieren kann. Total interessant zu sehen finde ich, wie sich zum Beispiel Kopenhagen darum bemüht, die Verkehrs- Infrastruktur zugunsten der Rad- und Lastenradfahrer zu optimieren. 40% der Einwohner Copenhagens fahren leben autofrei und machen alles mit Fahrrädern!
Dazu habe ich euch zwei schicke Videos rausgesucht:
Es ist schon interessant zu sehen, was in der Hinsicht alles gehen kann. Unser Städtchen hier ist ja auch schon recht fahrradfreundlich, aber von Kopenhagen kann sich auch Freiburg noch zweidrei Scheiben abschneiden.
Unser Babboe hat sich innerhalb kürzester Zeit fest in unseren Familienalltag integriert. Wir fahren damit einkaufen, machen Ausflüge, habe auch schon eine Fahrt zum Möbelhaus und anschließenden Transport eines Schreibtisches hinter uns – für uns ist es nicht bloß eine lustige Ausflugsgondel, sondern eben ein echter Autoersatz. Die Reaktionen unserer Freunde und Bekannten auf das Babboe sind durchweg positiv bis euphorisch: alle finden es toll und wollen alles darüber wissen. Wir geben gerne Auskunft. Aber so begeistert, wie alle sind, so überrascht sind sie auch, wenn sie dann hören, dass wir damit eben genau solche Sachen machen, wie damit zum Möbelhaus fahren und Möbel nach Hause transportieren. Das kommt ihnen schrecklich anstrengend und umständlich vor. Dabei ist das mit der Anstrengung einfach nur eine Sache des Trainings, und umständlich ist es eigentlich nicht. Der Möbelkauf hat insgesamt auch nicht länger gedauert, als wenn wir mit dem Auto hingefahren wären. Aber auch von meinen Leser_innen habe ich auf diversen Kanälen einige Fragen gestellt bekommen, die ich gerne beantworte.
Kannst du das Babboe auch für nur ein Kind empfehlen?
Das kommt drauf an, wie du lebst. Wenn du ebenfalls gerne ohne Auto auskommen möchtest und deshalb ein Lastenrad gut gebrauchen kannst, mit dem du eben auch mal größere und schwerere Sachen transportieren kannst, ist es sicherlich schick, wenn man da auch noch ein Kind mitfahren kann. Wenn du das Lastenrad in seiner Funktion als benzinfreier LKW aber nicht unbedingt brauchst, würde ich entweder ein „kleines Babboe”, oder doch einen Fahrradanhänger nehmen. Denn so ein Lastenrad lässt sich, Training hin oder her, insgesamt deutlich langsamer fahren, als ein normales Rad oder ein Rad mit Anhänger. Hat man viele Kinder oder schwere Last zu transportieren, ist das total in Ordnung. Will man nur ein Kind durch die Gegend kutschieren, ist die langsame Geschwindigkeit vielleicht ein kleiner Wehrmutstropfen.
Eignet sich das Babboe auch für größere Strecken?
Das Babboe? – definitiv. Es ist stabil und robust, die Gangschaltung ist prima auch für kleinere Hügel, das geht schon. Wir haben zum Beispiel vor, damit im Sommer am Rhein entlang nach Basel zu fahren. Die Frage ist eher ob der oder die Fahrer_in sich für lange Strecken auf dem Babboe eignet. Jemand, der ohnehin viel Rad fährt und entsprechende Ausdauer und Kraft hat, wird das gut hinkriegen. Und, wie schon gesagt, das Babboe fährt sich eher langsam. Man sollte also den Reiz des Radfahrens an sich zu schätzen wissen und es genießen können, in relativ langsamem Tempo durch die Landschaft zu gondeln.
Hast du Erfahrung mit anderen Sitzen oder ähnlichem und kannst sie vergleichen?
Wir haben seit fast 4 Jahren einen Croozer for 2, der mittlerweile was weiß ich wieviele tausend Kilometer gefahren ist, mittlerweile zwar echt abgerockt aussieht, aber immer noch treu seinen Dienst tut. Wenn es um Anhänger geht, würde ich den vorbehaltlos weiterempfehlen. Allerdings gefällt mir an Anhängern grundsätzlich nicht so gut, dass die Kinder auf Höhe der Autoauspuffe sitzen – ein Punkt in Städten mit weniger gutem Radwegenetz, wo man eben oft zwischen en Autos auf der Straße fahren muss. Und ihr Ausblick bietet wenig mehr als den schaukelnden Elternpo. Im Babboe sitzen die Kinder deutlich höher, und da sie vor dem/ der Fahrer_in sitzen, haben sie uneingeschränkte Sicht auf alles.
Außerdem haben wir einen geerbten Kindersitz für den Gepäckträger. Die Dinger mag ich aber gar nicht. Da ich Rad mit Diamantrahmen fahre, ist das Auf- und Absteigen mit Kind hintendrauf enorm umständlich und doof, und man kann eigentlich nichts mehr transportieren dann: Ein Rucksack ist dem Kind tierisch im Weg, Satteltaschen gehen nicht mehr, weil der Kindersitz den Gepäckträger blockiert, Taschen am Lenker finde ich eh blöd.
Ist so ein Babboe nicht unverhältnismäßig teuer, bloß um Kinder damit herumzufahren?
Tja, da stelle ich mal eine Gegenfrage: Ist so ein Auto nicht unverhältnismäßig teuer, bloß um damit Kinder durch die Gegend zu kutschieren?
Ja, für so ein Kinder-/Lastenfahrrad kostet inklusive Zubehör ungefähr den Preis eines gebrauchten Kleinwagens. Kostet aber kein Benzin, keine Versicherung, keine Steuer und hat recht wenig Wartungskosten. Es ist also eigentlich verflucht günstig.
Das War’s für heute; wenn ihr weitere Fragen zu diesem Thema habt, stellt sie mir gerne, ich werde sie sammeln und in einem weiteren Blogpost beantworten.