VERLOSUNG BEENDET!
Disclaimer: Im nachfolgenden Text geht es um Frauen und Menstruation. Nicht alle Frauen menstruieren und nicht alle mentruierenden Menschen sind Frauen.
Noch ein Disclaimer: Ich werde die Dinge im folgenden Artikel beim Namen nennen und zum Beispiel von Blut, und nicht von „Flüssigkeit” sprechen. Anders als in mancher Fernsehwerbung verbreitet wird, ist Menstruationsflüssigkeit nämlich gar nicht hellblau.
Auf diversen anderen Internet- Kanälen habe ich schon vor längerer Zeit angekündigt, einen Artikel über meine Erfahrungen mit der Menstasse schreiben zu wollen und dabei all die Fragen zu beantworten, die meistens nicht in den FAQs der Herstellerfirmen beantwortet werden. Hintergrund dazu ist, dass ich auf der Suche nach Erfahrungsberichten mit der Menstasse immer nur sehr verhaltene, beinah verschämt wirkende Blogeinträge gefunden habe, in der sich die Schreibende meist nicht traute, bestimmte Dinge beim Namen zu nennen. Diese Blogeinträge halfen mir leider nicht weiter, also bat ich die Firma Ruby Cup kurzerhand, mir eine Menstasse zum Testen zur Verfügung zu stellen. Der Wunsch wurde mir erfüllt – vielen Dank dafür!
Ich habe mich bewusst für diese Firma entschieden, weil sie ihre Menstassen aus medizinischem Silikon herstellt. Es gibt sie also nur in einer einzigen neutralen Farbe, und nicht, wie bei anderen Herstellern, in X verschiedenen Farben und mit Glitzer und Tralala. Das ist mir sehr wichtig, da ich sichergehen will, über die Monatshygiene keine Schadstoffe aufzunehmen.
Jetzt aber zur Sache. Ich habe den Ruby Cup nun zwei Zyklen lang getestet, und ich bin begeistert. Obwohl so eine Menstasse relativ groß erscheint, spürt man sie genau gar nicht. Null. Absolut kein Vergleich zum Zwicken und Kneifen von Tampons. Es ist so angenehm. Niemals wieder will ich etwas anderes benutzen. Auch sonst ist so eine Menstasse voll mein Ding: schadstofffrei und nachhaltig, da sie jahrelang benutzt werden kann. Zudem verursacht sie im Gegensatz zu herkömmlicher Monatshygiene keinen Müll. Ich möchte hier ausdrücklich nicht näher auf die grundlegenden Argumente für die Benutzung einer Menstasse eingehen, mit denen ohnehin jeder Hersteller selbst wirbt. Die Basics über die Vorteile einer Menstasse und ihre Handhabung könnte ihr den FAQs zum Beispiel bei Ruby Cup entnehmen. Mir geht es darum, die darüber hinausgehenden Fragen zu beantworten, die sonst nirgends geklärt werden. Dazu habe ich mir auf twitter Fragen stellen lassen, die ich hier anonymisiert wiedergebe. Los geht’s.
Kann man Menstassen über Nacht benutzen? Ich blute wie ein Schwein. Hält die Menstasse das aus?
Ja. So eine Menstasse kann bis zu 12 Stunden am Stück getragen werden. Ihr Volumen – mit 34 ml Fassungsvermögen ist der Ruby Cup eine der größten erhältlichen Menstassen – reicht auch bei einer starken Regelblutung meist gut aus, um in der Nacht nicht überzulaufen. Auch mit einem Auslaufen durch verrutschen hatte ich keine Probleme. Wer sich dennoch etwas unsicher fühlt, kann ja zusätzlich eine dünne Binde benutzen.
Wie ist das unterwegs? Ich stelle mir ein Wechseln/ auswaschen auf öffentlichen Toiletten schwierig vor.
Das war auch ein wesentlicher Punkt, über den ich mir Gedanken gemacht habe. Ich habe eine Weile lang ein Diaphragma wie eine Menstasse benutzt und wusste daher schon, dass das entleeren und wieder einsetzen eigentlich nicht möglich ist, ohne sich die Finger mit Blut zu beschmieren. Zuhause hat man oft ein Waschbecken direkt neben der Toilette und kann sich die Hände sofort waschen. Aber in einem öffentlichen Toilettenraum mit blutverschmierten Händen zum Waschbecken laufen? Ist gar nicht nötig. Man muss die Menstasse nicht zwingend bei jedem Wechsel ausspülen. Unterwegs kann man sie herausnehmen, den Inhalt ins Toilettenbecken schütten, ggf. mit Toilettenpapier auswischen, und gleich wieder einsetzen. Die Finger mache ich mir mit Toilettenpapier sauber und wasche sie dann vorne am Waschbecken gründlich. Man bekommt die Hände mit Toilettenpapier problemlos so sauber, dass kaum mehr sichtbare Blutspuren übrig bleiben, und auch beim Waschen der Hände wird man dann nicht mehr durch sichtbar roten Seifenschaum enttarnt.
EDIT: Von einigen Frauen kam der Vorschlag, man könne sich für unterwegs eine kleine Flasche Wasser, Feucht- oder Desinfektionstücher mitnehmen um sich und die Menstasse noch gründlicher reinigen zu können. Das ist eine gute Idee, die ich total unterstütze, aber bitte beachtet dabei, dass Feucht- und Desinfektionstücher nur für eure Hände und ggf. für den Schambereich genutzt werden dürfen. Die Menstasse darf bitte nur mit Wasser gereinigt werden.
Merkt man, wenn die Menstasse voll ist?
Dass die Menstasse voll ist, merkt man spätestens, wenn etwas Blut austritt. Das ist meistens nur ganz wenig, gerade so, dass man es beim Toilettengang am Papier bemerkt, aber größere Unfälle habe ich bisher nicht erlebt. Man wird also rechtzeitig „gewarnt”, dass es jetzt mal an der Zeit wäre, das Ding zu entleeren. Ich bilde mir auch ein, dass man mit etwas Übung spüren kann, dass die Tasse voll ist, bevor sie ausläuft. In der Regel wird dieser Punkt hier aber nur für Frauen von Bedeutung sein, die eine wirklich starke Blutung haben. Alle anderen werden die Tasse vermutlich gar nicht so schnell gefüllt bekommen, dass sie ein überraschendes Auslaufen befürchten müssten.
Gibt es manchmal Probleme beim Rausziehen, wenn ein Sog entsteht?
Mit „Sog” ist hier wohl Unterdruck gemeint. Ja, den gibt es, aber das stellt kein Problem dar. Im Gegenteil: der Unterdruck stellt sicher, dass die Menstasse richtig sitzt und an ihrem Platz bleibt. Zum Herausziehen löst man den Unterdruck einfach, in dem man die Menstasse mit einem Finger eindrückt.
Spritzt es beim Rausziehen, wenn die Menstasse voll ist?
Das kommt ein bisschen daraus an, wie man das macht. Man sollte sie vielleicht nicht komplett am Stiel herausziehen, sondern den Stiel nur nutzen, um die Tasse so weit nach unten zu ziehen, dass man das Behältnis mit den Fingern greifen kann. Dann löst man mit einem Finger den Unterdruck, zieht es vorsichtig heraus und entleert es. Ich kann so von keinen Unfällen berichten.
Reicht eine Menstasse, oder sind zwei im Wechsel besser?
Das ist vielleicht ein bisschen Geschmackssache. Wenn eine sich wohler fühlt, z. B. unterwegs eine zweite, saubere dabei zu haben, und bei einem Wechsel diese einzuführen, statt der benutzten – warum nicht. Ich persönlich finde, dass eine vollkommen ausreicht.
Das waren alle Fragen, die mir via twitter gestellt wurden, und das waren tatsächlich auch ziemlich genau die Fragen, die ich mir voher gestellt hatte. Manche kamen doppelt, andere habe ich zu einer Frage zusammengefasst. Ich hoffe, ich konnte sie hilfreich beantworten.
Zum Weiterlesen bzw. -hören findet ihr hier einen Artikel über Schadstoffe in Monatsprodukten und hier ein Interview mit Maxie Matthiesen, der Frau hinter Ruby Cup. Als besonderes Schmankerl darf ich hier einen Ruby Cup verlosen. Wer sein Los in den Topf werfen möchte, der poste einfach bis Donnerstag, 23. 1. 14, einen Kommentar unter diesen Artikel. Die Gewinnerin werde ich dann auslosen und am Freitag bekannt geben.